Rückenwind für die Forstwirtschaft – Windenergie leistet Hilfe zur Selbsthilfe
Windkraft im Wald ist bei vielen Menschen noch immer ein hoch kontrovers diskutiertes Thema. Der oft märchenhaft verklärte Blick auf den deutschen Waldbestand verbietet quasi per se die Nutzung von Waldgebieten für die Stromerzeugung. Doch wer sich statt „Hänsel und Gretel“ die galoppierenden Energiepreise, den Klimawandel und die in der Folge durch Stürme, Dürre und Borkenkäferbefall zerstörte Forstbestände vor Augen führt, denkt anders darüber.
Allein in NRW sind in den vergangenen Jahren 115.000 Hektar Wald der Trockenheit und dem Schädlingsbefall zum Opfer gefallen. Das sind laut Landesforstbetrieb Wald und Holz NRW gut 12 Prozent der nordrhein-westfälischen Waldfläche. Viele Forstbetriebe, die jahrzehntelang erfolgreich gewirtschaftet haben, stehen vor dem Ruin. Das Geld für die Wiederaufforstung fehlt, die staatlichen Hilfen sind nur ein Tropfen auf den trockenen Waldboden. „Die Bereitstellung von Flächen für die Windenenergie oder der eigene Betrieb von Anlagen kann für viele zum rettenden Anker werden. Es spricht doch nichts dagegen, am Boden eine naturnahe und nachhaltige Forstwirtschaft zu betreiben, während in 150 Meter Höhe saubere Energie produziert wird,“ sagt Dr. Jan Lackmann vom Windkraftprojektierer WestfalenWIND.
WestfalenWIND verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Planung und im Bau von Windkraftanlagen. Wir betreiben und verwalten aktuell rund 180 Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von über 400 MW. In den letzten Jahren steht zunehmend die Projektierung von Windenergie auf Kalamitätsflächen im Fokus der Planungsingenieure. Der Erfolg unseres Planungsbüros fußt vor allem auf breit angelegten Akzeptanzmaßnahmen und einem hohen Durchsetzungsvermögen. „Wir sind bundesweit einer der Vorreiter bei der Entwicklung und Umsetzung von Akzeptanzmaßnahmen und haben die Menschen vor Ort immer mitgenommen,“ erläutert Lackmann.
So betreibt WestfalenWIND schon seit 2015 einen eigenen Stromvertrieb, um Bürgern und Gewerbetreibenden in der Nähe der eigenen Windparks einen vergünstigten Windstrom-Tarif anbieten zu können. „Nicht nur jetzt bei den derzeitigen Strompreisen ist das aus unserer Sicht die erfolgreichste, schnellste und unbürokratischste aller Maßnahmen, damit die Menschen vor Ort vom Ausbau der Windenergie profitieren“. Dazu trage übrigens auch die Gründung von Stiftungen zur Unterstützung des Ehrenamts bei, sagt der Geschäftsführer der Planungsabteilung. Dabei fließen Umsatzerlöse aus den Windparks an die Vereine in der Region. „Auch eine direkte Beteiligung der Bürger*innen an einem Windpark ist je nach Standort durchaus denkbar. Die von uns gegründete Energiegenossenschaft BürgerWIND Westfalen eG zählt mittlerweile über 1100 Mitglieder, betreibt im Paderborner Land eigene Anlagen und ist an mehreren Windparks beteiligt. Da gibt es dann keine Akzeptanzprobleme mehr“, freut sich Jan Lackmann, der auch auf den Zugewinn für die beteiligten Kommunen durch konstante Gewerbesteuereinnahmen hinweist. „So können viele profitieren, am meisten aber das Klima“. Laut Bundesverband Windenergie (BWE) bindet 1 Hektar Laubmischwald pro Jahr ca. 12 Tonnen CO2. Eine moderne Windenergieanlage auf der gleichen Fläche vermeidet im Vergleich dazu jährlich den Ausstoß von 10.000 Tonnen CO2.
Die Kritik vieler Gegner der Windenergienutzung im Wald hält Lackmann für überzogen. Denn: Die Eingriffe in die Natur halten sich auf den Schad- und Kahlflächen stark in Grenzen. In den meisten Fällen sind die Standorte aufgrund der bisherigen forstwirtschaftlichen Nutzung gut erschlossen, vorhandene Zuwegungen werden möglichst in die Planungen integriert. Laut BWE werden pro Anlage im Mittel nur 0,46 Hektar Fläche (Quelle: BWE) benötigt. Gleichzeitig müssen an anderer Stelle mindestens im gleichen Umfang Ausgleichsmaßnahmen erfolgen, so etwa durch Aufforstung, die Aufwertung bestehender Flächen oder das Anlegen von Biotopen.
„Wenn wir die Klimaziele erreichen und die Energieversorgung in Deutschland umbauen wollen, brauchen wir die Windenergie. Sie schadet dem Wald nicht – ganz im Gegenteil: Sie hilft ihm und den dazugehörigen Forstbetrieben zu überleben“, macht Dr. Jan Lackmann deutlich