Mehr Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren Energien in Ostwestfalen-Lippe notwendig
Der Ausbau erneuerbarer Energien kommt in Ostwestfalen-Lippe viel zu schleppend voran. Aus den jüngst veröffentlichen Zahlen des Landesamtes LANUV NRW für das Jahr 2020 geht hervor: Im Vergleich zum Jahr 2019 ist der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch in OWL zwar um 2,5 % auf 36,9 % gestiegen, das liegt aber unter dem Bundesdurchschnitt (45,4 % mit einem Plus von 3,4 % im Jahr 2020). „Der Stromverbrauch wird nach der Corona-Krise deutlich steigen. Wenn die Energiewende in diesem Schneckentempo weitergeht, erreichen wir die Klimaneutralität im Regierungsbezirk Detmold nicht einmal bis 2045,“ mahnt Jürgen Wrona, OWL-Regionalvorsitzender im Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) NRW. Notwendig ist vor allem ein deutlich schnellerer Ausbau der Windenergie und der Photovoltaik.
Eine Vorreiterrolle in ganz NRW nimmt der Kreis Paderborn bei der Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen mit 112 % ein. Im Kreisgebiet wird der Strombedarf bereits seit 2018 zu mehr als 100 % aus Erneuerbaren Energien gedeckt, wobei 533 Windenergieanlagen mehr als 90 % beisteuern. Die Stadt Lichtenau gilt mit 185 Anlagen als „Windenergiehauptstadt von NRW“. Die Windstromerzeugung ist in Lichtenau zehnmal so hoch wie der örtliche Stromverbrauch und beschert der Stadt alljährlich Gewerbesteuern in Millionenhöhe.
Der Kreis Höxter weist ähnlich gute Windbedingungen auf, liegt aber mit 189 Anlagen und einem EE-Deckungsgrad von 72,5 % am Stromverbrauch deutlich hinter dem Kreis Paderborn. 2020 wurden in ganz OWL nur 26 neue Windenergieanlagen errichtet. Im Durchschnitt kommt OWL in 2020 auf eine Windenergie-Quote von 20,3 % am Stromverbrauch – das liegt trotz des 100%-Kreises Paderborn unter dem Bundesdurchschnitt. Im ersten Halbjahr 2021 ist es auch nicht viel besser geworden – lediglich drei neue Anlagen sind in ganz OWL hinzugekommen.
Gut im Soll liegt der Regierungsbezirk Detmold bei der Verstromung von Bioenergien. Mit einer Deckung von 9,2 % am Verbrauch wird in OWL ein Wert knapp über dem Bundesdurchschnitt erreicht. Auch der Leistungszuwachs war 2020 in OWL mit ca. 15 % ordentlich. Aber die Zukunft vieler älterer Anlagen, die demnächst keine Förderung mehr nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz erhalten, ist ungewiss. Wasserkraft und andere erneuerbare Energie (z.B. Geothermie) spielen in OWL mit einem Anteil unter 1,0 % keine bedeutende Rolle bei der Stromversorgung.
Auch bei der installierten Photovoltaikleistung liegt der Kreis Paderborn mit 290 Megawatt (MW) und einem Zubau von 25 MW im Jahr 2020 vorn. Insgesamt liegt der Regierungsbezirk Detmold mit einer PV-Quote von 6,6 % über dem NRW-Durchschnitt (3,7 %), aber deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (9,1 %). Die beste Quote in OWL hat die Stadt Borgentreich, wo 24,7 % des örtlichen Stromverbrauchs durch Solarenergie gedeckt werden. Rahden folgt mit 23,9 %. Am Tabellenende rangieren Oerlinghausen und die Stadt Bielefeld mit einem PV-Anteil unter 2 %.
„Bei der Photovoltaik ist in allen OWL-Kommunen noch Luft nach oben, meistens sogar noch sehr viel Luft,“ so Jürgen Wrona. Der LEE-Regionalvorsitzende hofft, dass in der kommenden Woche beim „Klimagipfel Ostwestfalen-Lippe“ in Steinheim der Startschuss für eine „Solaroffensive OWL“ gegeben wird. Mehr als 70 Bürgermeistern/innen und Landräte/innen aus dem gesamten Regierungsbezirk Detmold haben ihre Teilnahme am Klimagipfel zugesagt. Sie wollen ein Kommunique für mehr Klimaschutz und für den Ausbau erneuerbarer Energien unterzeichnen. OWL soll in den nächsten Jahren zu einer „Modellregion“ für die Solarenergie werden.