Das Jammern über hohe Strompreise hat bei der Industrie- und Handelskammer eine lange Tradition, so auch jüngst wieder geäußert beim Jahresempfang der IHK in Bielefeld. Aus Sicht des Regionalverband OWL im Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) haben die Unternehmer in der Region es jedoch an vielen Stellen selbst in der Hand, ihre Stromkosten zu gestalten und so nebenbei die Energiewende voran zu bringen.
Es mag sein, dass die Strompreise wegen der Umlagen auf Strom zu hoch sind. Aber offenbar sind sie noch nicht hoch genug, damit Unternehmer anfangen zu rechnen. Anders als noch vor einigen Jahren ist Strom vom Dach inzwischen viel günstiger als der teure Strom aus dem Netz. Unternehmen sparen je nach Tarif sogar zwischen 5 und 10 ct pro Kilowattstunde. Das entspricht einem Anteil von 30 bis 50 Prozent.
Ein Blick auf die ostwestfälischen Dächer von Werkshallen, Bürogebäuden und Handelsbetrieben zeigt allerdings, dass ein Großteil davon noch immer nicht für die Sonne als kostengünstigste Energiequelle genutzt wird. Auf maximal 40 Prozent dieser Dachflächen in Gewerbegebieten ist Photovoltaik installiert, in den Innenstädten sind es sogar nur höchstens 20 Prozent.
In der Regel amortisiert sich eine Photovoltaik-Anlage für einen Gewerbebetrieb mit hohem Eigenverbrauch nach fünf Jahren. Folglich ist die Investition nicht nur nachhaltig für das Klima, sondern auch aus unternehmerischer Sicht langfristig ein Zugewinn. „Hinzu kommt, dass der so verbesserte CO2-Fußabdruck einen Imagegewinn für das Unternehmen darstellt und entsprechend vermarktet werden kann“, so Sonya Harrison, OWL-Geschäftsstellenleiterin des LEE NRW.
Wenn Firmen mit großen Werksgeländen mit eigenen Anlagen selbst Windstrom ernten, wie es in Paderborn bereits mehrere Firmen machen, können sie Strom sogar etwa zum halben Preis erzeugen.
Oder – wie wäre es mit Strom sparen? Noch immer flackert in bis zu 70 Prozent der älteren Bürogebäude und Werkshallen das Licht aus antiquierten Leuchtstoffröhren statt aus effizienter LED-Technik von der Decke.
Die IHK beklagt zu Recht den Stillstand der Groko in Berlin. Aber in Bezug auf die Energiekosten könnte sie ihren Mitgliedsunternehmen bessere Ratschläge geben.